Statement
In der Türkei geboren, lebe und arbeite ich heute in Essen, Deutschland. Meine künstlerische Praxis bewegt sich an der Schnittstelle von Fotografie, Video, Malerei, Zeichnung, Druckverfahren, Text und autobiografischer Forschung. Die Interdisziplinarität meiner Arbeit ist weniger ein Stilmittel als ein notwendiger Raum, um komplexe Themen wie Migration, Identität, Natur sichtbar werden zu lassen.
Die doppelte Migrationserfahrungen meiner Familie – geprägt von politischer Gewalt, Vertreibung und dem Verlust von Heimat – bilden ein zentrales Motiv meines Schaffens. Diese Erfahrungen habe ich unter anderem in meinem zweisprachigen Buch verheimatet verarbeitet, das mit Unterstützung der Stadt Essen erschien und zwischen 2010 und 2012 in zahlreichen Lesungen, unter anderem im Landtag NRW und im LWL-Museum, vorgestellt wurde. Auch meine Tätigkeit als Autorin und Verlegerin bis 2016 war von Fragen nach Heimat, kultureller Zugehörigkeit und Erinnerung getragen.
Seit 2016 arbeite ich zunehmend forschend und prozessorientiert. Analoge Verfahren wie Fotografie, Cyanotypie, Zeichnung und Malerei ermöglichen mir, Licht, Zeit, Transformation und Zufall körperlich und materiell erfahrbar zu machen.
Die Migrationsgeschichte meiner Familie – geprägt von Krieg, Vertreibung und politischen Umbrüchen – ist Teil globaler Machtverhältnisse, die bis in koloniale Strukturen zurückreichen. Die Grenzziehungen, Ökonomien und Arbeitsverhältnisse, die das Leben meiner Eltern und Großeltern bestimmten, entstanden nicht isoliert, sondern innerhalb eines weltweiten Systems imperialer Einflüsse. Auch die Materialien und Pflanzen, mit denen ich heute arbeite, tragen Spuren dieser Geschichte. Sie erinnern daran, dass Migration, Arbeit und Natur eng mit kolonialen Handelsrouten und globalen Abhängigkeiten verbunden sind. In meiner künstlerischen Praxis untersuche ich diese Verflechtungen von persönlicher Geschichte, politischer Gewalt und den stillen Archiven der Natur.
Dabei forsche ich, wie koloniale Botanik, Gartenkultur, Migration, Körperlichkeit und persönliche wie kollektive Erinnerungen miteinander verwoben sind.
Ich verstehe meine künstlerische Praxis als einen Raum, in dem unterschiedliche Dimensionen derselben Geschichte sichtbar werden: die Beziehung des Menschen zur Natur, die politischen und historischen Spuren, die in ihr eingeschrieben sind, und die Frage, wie sich Identität im Spannungsfeld von Herkunft, Wandel und Zukunft formt.